Bergischer Geschichtsverein Abteilung Burscheid e.V.
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Zur Stadtgeschichte Burscheids
Das Wappen von Burscheid
(zusammengefasst von Willy Wirths, ehem. Bürgermeister von Burscheid)
Als im Jahre 1095 der Aufruf an die Christenheit erging, das Heilige Land von den Ungläubigen zu befreien, und Kaufwillige aus dem ganzen Abendland dem Ruf folgten, machte es die Volkszugehörigkeit zu kennzeichnen, um die Gemeinsamkeiten der verschiedene Nationen, aber auch die eigenen Landsleute herauszustellen, geschah dies durch eine Bemalung von Rüstungsteilen wie Helm, Pferdedecke, aber hauptsächlich des Schildes.
Wappen waren ursprünglich ritterliche Kampfzeichen, die in der Familie ehrlich und fast unveränderlich wurden. Erste bürgerliche und bäuerliche Wappen sind seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Als Frühformen städtischer Wappen muss man die städtischen Siegel ansehen, in denen die Attribute der Ortsheiligen allein erscheinen und somit geeignet waren, in einem Wappenschild überzuwechseln. Die Wahl der Wappenbilder lässt vielfach darauf schließen, wie intensiv die Bindung der Stadt an eine übergeordnete Instanz war oder wie unabhängig sie sich fühlen konnte. Zum heraldischen Sinnbild der sich selbst verwaltenden Stadt ist seit dem 18. Jahrhundert die Mauerkrone geworden ( O. Neubecker, Heraldik).
In der Hauptsatzung Stadt Burscheid (30.10.1980) heißt es:
Die Stadt Burscheid ist gem. Erlass des Preußischen Ministers des Inneren vom 21.08.1920 zur Führung eines Stadtwappens berechtigt. Das Stadtwappen besteht aus einem silbergrauen Wappenschild, auf dem sich 3 grüne Lindenblätter mit Stiel befinden, und aus einer auf dem Wappenschild als Abschluss angebrachten Mauerkrone mit drei Türmen.
Das heutige Stadtwappen hat einen inoffiziellen Vorläufer gehabt, der kaum noch in Erinnerung ist. In einer Zeitungsnotiz vom 26.Januar 1956 wird z.B. von einem Fund einer Fahne berichtet, die der Stadtverwaltung zur Aufbewahrung übergeben wurde. In der Beschreibung heißt es u.a.: Die Inschrift im oberen Fahnenteil lautet „ Männer Gesang-Verein von Bourscheid“. Im linken Fahnenteil hält ein Engel eine Harfe und unten rechts ist ein Wappen mit 3 roten Herzzeichen angebracht. Es dürfte sich um die Fahne des im Jahre 1839 gegründeten Männergesangvereins Burscheid handeln, der bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges bestand.
Aber auch die frühere Bergische Kerzen- und Wachswarenfabrik (BeKeWa) hatte die 3 herzförmigen Zeichen als Kennzeichen auf ihren Waren.
Diese herzähnlichen Gebilde werden in der Heraldik als „Seerosenblätter“ bezeichnet. Sie werden auch von der Stadt Bourscheid (Luxemburg) und der Familie von Burscheid (Burg Burscheid bei Bourscheid) im Wappen geführt.
Nachprüfungen durch das Staatsarchiv Luxemburg ergaben, dass kein Zusammenhang zwischen den Orten Burscheid (Berg. Land) und Bourscheid (Luxemburg)besteht, obwohl die Herren von Bourscheid seit 1422 den Herzögen von Jülich-Berg (Erbhofamt des Herzogtums Berg) sehr verbunden waren.
Nach der Verleihung der Stadtrechte (1856) hatte die Stadt Burscheid es versäumt, sich wie andere Städte ein Wappen zuzulegen. Die Verwaltung führte im Dienstsiegel den Adler des Königreichs Preußen und später den Reichsadler. Erst 1912, als der Vorsitzende des Schlossbauvereins Burg a.d. Wupper, Landrat Hentzen, einige Bergische Städte ermahnte, zum 25jährigen Jubiläum des Vereins ihr Wappen und einen Betrag von 20 Mark zur Verfügung zu stellen, musste die Stadt Burscheid bekennen, dass sie noch kein offizielles Wappen besaß. (Das Wappen sollte als farbige Wappenscheibe in den Fenstern des Rittersaales von Schloss Burg angebracht werden.)
Der damalige Bürgermeister Schmidt stellte am 19.06.1913 beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf den Antrag auf Verleihung eines Wappens.
Bei einem neuerlichen Aktenstudium (25.01.1977) durch das Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf heißt es u.a. „[..]dass der Antrag des Bürgermeisters von Burscheid auf die Genehmigung zur Führung eines Stadtwappens vom 19. Juni 1913 auf dem Dienstweg gestellt wurde“.
Schon damals konnte kein altes Wappen nachgewiesen werden. Ein Entwurf, den die Stadtverordnetenversammlung gebilligt hatte, sah in weißem Feld drei rote Herzen vor; dieser wurde auch vom Staatsarchiv befürwortet. Diesem Votum schloss sich der Minister des Inneren an; letzterer folgte jedoch den Bedenken des Königlichen Heroldsamtes, dass dieses Wappen als das der Adelsfamilie „von Bourscheid“ gehörend bezeichnete und die Gewährung deshalb nicht empfahl.
Die Stadt Burscheid beantragte daraufhin „in weißem Schild drei rote Blätter“.
Auch diesen Entwurf empfiehlt der Innenminister abzuändern, nämlich: „ die Blätter in natürlicher Farbe – also grün – darzustellen“.
Am 21. August 1920 teilte er dem Regierungspräsidenten in Düsseldorf die Genehmigung seitens der Preußischen Staatsregierung mit.
Ein Reinentwurf ist hierin nicht erhalten, wohl aber der korrigierte Vorentwurf mit dem handschriftlichen Zusatz an den Blättern: „geändert grün statt rot“.
Es ist zu vermuten, dass der Reinentwurf bei der Einreichung auf Gewährung des Drucks von Notgeld beim Reichsfinanzminsterium verlorenging.
Der am 15.August 1923 herausgegebene Notgeldschein über eine Million Mark bringt auf Vorder- und Rückseite das neue Wappen, zusätzlich im Siegel des Bürgermeister Schmidt.
Es taucht oft die Frage auf: Warum sollen diese Blätter Lindenblätter darstellen? Die Linde hat in Burscheid als Einzelbaum immer eine dominierende Rolle gespielt. Es gibt in Burscheid zwei Orte mit dem Namen Linde. Prachtvolle Linden als Einzelbäume geben dem Stadtbild ein vertrautes Gesicht, wie z.B. die sogenannte Pastorslinde, die Linde vor dem Evangelischen Gemeindehaus ( früher Gasthaus zur Linde), die Ecke Luisenstraße – Hauptstraße wurde früher „ zu den vier Linden“ genannt, die Verbindungsstraße zwischen Höhestraße und Montanusstraße hieß einmal Lindenweg, und nicht vergessen werden darf die herrliche Lindenallee im Luchtenberg-Park! Viele weitere Beispiele aus dem Stadtgebiet ließen sich noch anführen. In alten Zeitungsnotizen wir Burscheid oft als „ Lindenstadt “ bezeichnet. Im deutschen Volkslied und Sageschatzt gilt die Linde als Gemeinschaftsbaum, aber auch als Freiheitsbaum.
Möge Burscheid als selbstständige Stadt für alle Zukunft ihr schönes, wenn auch junges Wappen führen.
Von der Mairie zur Stadt
Lange Zeit existierte Burscheid als Kirchspiel mit zahlreichen Außenortschaften im Amt Miselohe im Herzogtum Berg.
So blieb es bis zum Einmarsch und der Besetzung des Bergischen Landes durch Napoleon und seine Truppen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Kaiser ernannte das Bergische 1806 zum Großherzogtum Berg mit Joachim Murat,einem Verwandten, an der Spitze. Entsprechend der zentralistischen Verwaltung und Herrschaft der Franzosen wurde Burscheid nun zur Mairie im Arrondissement Düsseldorf und Kanton (Gerichtsbezirk) war Opladen. Zum Maire (Bürgermeister) wurde von den Franzosen der Kaufmann und Siamosenfabrikant Peter Schorr aus Straßerhof bestimmt. Die Verwaltung beruhte auf der Gemeindeverwaltungsordnung (18.12.1808), die dem Bürgermeister zwei Beigeordnete und 10 Munizipalräte zur Seite stellte.
Nach Napoleons Niederlage bei Waterloo wurden auf dem Wiener Kongress die Karten durch Europas Fürsten und Herrscher neu gemischt und die Staaten neu geordnet. Das Bergische Land gehörte von nun an zu Preußen. Bereits 1816 erfolgte die neue Kreiseinteilung im neu entstandenen Regierungsbezirk Düsseldorf. Nur drei Jahre später wurde Burscheid dem neu erschaffenen Kreis Solingen zugeschlagen. Nachdem 1929 mehrere Gemeinden aus diesem Kreis ausgeschieden waren, bildeten die Behörden aus den restlichen Kommunen den neuen Rhein-Wupper-Kreis mit dem Verwaltungsstandortort Opladen. Burscheid gehörte ihm bis zu dessen Auflösung an. Ab dem 01.01.1975 ist Burscheid eine der acht Kommunen im Rheinisch-Bergischen Kreis mit dem Zentrum Bergisch Gladbach (GL- Kfz-Kennzeichen).
Die Preußen bestätigten bei ihrer Übernahme den Maire Schorr in seinem Amt, das er noch einige Jahre ausfüllte, bis der Landwirt Johann M. Pott als sein Nachfolger 1815 berufen wurde. Er führte das Amt bis 1951, bis Johann H.A. Pfleger aus Irlen die Nachfolge antrat. Zu jener Zeit gab es noch kein Rathaus in Burscheid. Deshalb mussten die jeweiligen Bürgermeister ein oder zwei Räume in ihrem Wohngebäude für die Amtsgeschäfte zur Verfügung stellen. In Pflegers Amtszeit fällt das für die Gemeinde Burscheid wohl bedeutendste Ereignis: Am 18. August 1856 verleiht der preußische König in Sanssouci dem Ort Burscheid die Stadtrechte. Zu dieser Zeit zählte Burscheid rund 5.000 Einwohner und Einwohnerinnen.Von von an ist Burscheid eine Stadt mit einem höheren Grad der Selbstverwaltung. Die zugrundeliegende Rheinische Stadtordnung benannte für die Verwaltungsführung zwei Hauptorgane: Die Stadtverordnetenversammlung und den Bürgermeister. Die Wahl der Stadtverordneten erfolgte nach dem Drei-Klassen-Wahlrecht und aus der Mitte dieser Versammlung wird der Bürgermeister gewählt.
Auf Johann Pfleger folgte 1871 Robert Pilgram aus Bergisch Neukirchen als Bürgermeister. Während seiner Amtszeit sorgte er für einen umfassenden Ausbau der Infrastruktur, was das Wachstum des aufstrebenden Industriestädtchens zusätzlich förderte. Er starb 1893, und als Nachfolger wurde der Kreisausschusssekretär Wilhelm Schmidt aus Solingen gewählt. Seine Fähigkeiten und Leistungen (Schuldenabbau, Ausbau Infrastruktur, Schulen, Straßen) waren so herausragend, dass die Einwohner*innen später aus Dankbarkeit eine Straße nach ihm benannten: die Bürgermeister-Schmidt-Straße.